Adidas, Deichmann und H&M – sie sind fast in jeder Mall und in jeder Innenstadt anzutreffen. In der Coronakrise haben die Unternehmensführungen der Retailer beschlossen, keine Miete mehr bezahlen zu wollen. Sie glaubten, sie könnten es sich erlauben, denn ihre Marktmacht wäre groß genug. Aber sie haben nicht mit der Empörung der Konsument*innen gerechnet. Ein schwerer Fehler.

Adidas kann es sich vielleicht erlauben, Vermieter*innen einfach zu erpressen, doch was soll der kleine Blumenladen, die Änderungsschneiderei oder der Späti machen? Wenn sie keine Miete mehr bezahlen und Schulden aufhäufen, entsteht ein Schuldenberg, den sie kaum je wieder abbauen können. Zumal sie Verzugszinsen bezahlen müssen. Da kann nicht mal eben in einem Quartal mit hunderten Millionen Minus gerechnet werden, das dann im Lauf der Jahre wieder reingeholt wird. Nicht die Konzerne mit ihren Ketten dürfen jetzt bestimmen, wer auf den Kosten sitzen bleibt.

Aber Vermieter*innen können ihrerseits schon einen Beitrag leisten und mit einer #Mietenbrücke ihren kleinen Gewerbemieter*innen über die Coronakrise zu helfen. Dabei können sie sich dem Zuspruch aller gewiss sein, wie die Guten Beispiele eindrucksvoll beweisen. Regelrechte Candystorms haben die Mieterlass-Aktionen einiger Vermieter ausgelöst.

Hingegen hat die Dreistigkeit von adidas, H&M und Deichmann massive negative Folgen für die Unternehmen.

Die Bundesregierung reagiert verärgert und Kunden rufen zum Boykott

Die Bundesjustizministerin Lamprecht ist empört. „Unanständig“ und „unsoldidarisch“ sei das, meint die Bundesregierung und macht unmissverständlich klar: „Mieter müssen ihre Miete bezahlen!“

Noch gefährlicher dürfte für die Großunternehmen sein, dass sich eine große Boykott-Welle organisiert. Das geht den Konsument*innen in Deutschland einfach zu weit, wenn Großunternehmen jahrelang beste Gewinne gemacht haben und sich nun sofort aus der Solidargemeinschaft verabschieden, weil sie glauben, sich mit ihrer Markmacht einfach alles erlauben zu können.

Markus Gürne sieht schwere Fehler bei adidas, H&M und Deichmann.

Der Sportartikelhersteller adidas hat inzwischen auch zurückgerudert. Nach harscher öffentlicher Kritik will er nun doch seine Mieten bezahlen und entschuldigt sich für sein Vorpreschen. „Die Entscheidung, von Vermieter_innen unserer Läden die Stundung der Miete für April zu verlangen, wurde von vielen von Ihnen als unsolidarisch empfunden“ heißt es in einem offenen Brief des Unternehmens. „Ihre Meinung ist uns wichtig, und Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von adidas enttäuscht.“

Mehr dazu:

Mit der #Mietenbrücke können Vermieter*innen in dieser Situation genau gegenteilig agieren und sicher Proteste vermeiden. Sie können zeigen, dass sie bereit sind, ihren Teil zum Überstehen der Krise beizutragen – insbesondere zum Schutz von Kleinunternehmen, Ladengeschäften und Menschen in prekären Verhältnissen vor Überschuldung bewahren.